Bündnis des Monats September 2023 Karrieresprung in der Elternzeit?

Zwei lächelnde Frauen stehen nebeneinander über einen Schreibtisch gebeugt.
© Überbetrieblicher Verbund Grafschaft Bentheim e. V.

Der Überbetriebliche Verbund und die Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft setzen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Bentheim auf drei Säulen: 1. Bilden und Beraten in der Elternzeit, 2. Sensibilisieren von Führungskräften in Unternehmen und 3. Netzwerken.

Dieser erfolgreiche Dreiklang wird durch das Bundesfamilienministerium gewürdigt. Es zeichnet den Überbetrieblichen Verbund Grafschaft Bentheim e. V. als Bündnis des Monats September aus.

Fortgebildet aus der Elternzeit starten

Wer möchte, kommt in der Grafschaft Bentheim besser ausgebildet und mit neuen Perspektiven aus der Elternzeit zurück. Möglich machen das die Beratung der Koordinierungsstelle und deren Programm zur finanziellen Unterstützung und Kinderbetreuung während der Fortbildungen. In der Beratung bekommen die Mütter und Väter Unterstützung bei einer Neuausrichtung, insbesondere auch, um neu erworbene Qualifikationen zu nutzen. Die Angebote richten sich insbesondere an Mütter, die länger aus dem Berufsleben ausgestiegen sind, die sogenannte stille Reserve.

„Die Mütter gut für die Arbeitswelt vorzubereiten ist wichtig, aber auch in den Betrieben müssen die Bedingungen für Familien stimmen“, sagt Jaqueline Demelis, Projektleiterin der Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft in der Grafschaft Bentheim und Bündnissprecherin.

Top-down: „Führungskräfte an die Angel bekommen“

Dazu beigetragen haben auch die Führungskräfteschulungen des Bündnisses: „Wir behandeln dort für Führungskräfte interessante Personalthemen, um diese für eine Teilnahme zu gewinnen“, erklärt Demelis. In den Schulungen, die beispielweise Themen wie wertschätzende Kommunikation, Fehlerkultur oder Personalentwicklung behandeln, werden die Führungskräfte auch intensiv für Familienbedürfnisse sensibilisiert. „So profitieren Mitarbeitende mit Kindern besonders, denn die Führungskräfte erleichtern ihnen die Karriere mit Kindern“, betont Demelis.

Besonders wichtig sei eine bewusste Familienförderung, um motivierte Mütter mit hohen Qualifikationen im Unternehmen zu halten und zur Karriere zu ermutigen.

Kita-Traum wird zur Traum-Kita

Zentral für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist eine verlässliche Kinderbetreuung. Das haben unter anderem die Lebenshilfe Bentheim, die Firma Naber Küchenzubehör und die Grafschafter Nachrichten erkannt und kurzerhand die Betriebs-Kita Gipfelstürmer gegründet. Das Besondere an der Kita? Sie hat keine Schließzeiten, das heißt, die Kinder können dort an jedem Arbeitstag im Jahr betreut werden.

„Es lohnt sich, in die Kita zu investieren, um Fachkräfte für das Unternehmen zu interessieren und bestehende Arbeitnehmende zu halten. Das haben die Führungskräfte in unseren Unternehmen auch dank der Seminare erkannt.“

Jaqueline Demelis, Projektleiterin der Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft im Landkreis Grafschaft Bentheim


Mit der Euregio-Klinik plant ein weiterer wichtiger Arbeitgeber in der Region derzeit eine Betriebs-Kita. „Im Krankenhaus stehen Eltern mit Schichtdienst ganz besonderen Herausforderungen gegenüber. Wir freuen uns, dass die Personalverantwortlichen des Krankenhauses das erkannt haben und darauf eingehen“, sagt Demelis.

„Ich bin meine Priorität“: Wiedereinstieg ist wichtig und richtig

„In den 16 Jahren, die ich nun hier arbeite, haben wir es geschafft, die Müttererwerbstätigkeit in der Region deutlich zu steigern“, meint Demelis. Das sei auch wichtig, denn die Frauen sollten sich nicht darauf verlassen, durch den Partner dauerhaft finanziell abgesichert zu sein. In ihrer Arbeit weisen Jaqueline Demelis und ihre Kollegin Marina Maksimenko die Frauen immer wieder darauf hin, welche Folgen es haben kann, wenn sie langfristig nicht arbeiten und sich bezüglich der Versorgung ausschließlich auf ihren Partner verlassen.

Seit einem Jahr gibt es zusätzlich die Onlinereihe „Ich bin meine Priorität“. Der Fokus der Seminare liegt darauf, den Selbstwert von Müttern aufzubauen, die seit längerer Zeit zu Hause sind, und ihnen Mut zu machen, wieder erwerbstätig zu werden. Dazu werden die persönlichen Stärken und Berufsperspektiven gemeinsam eingeschätzt. Das Bündnis bietet außerdem Sprechtage mit der Agentur für Arbeit in den eigenen Räumlichkeiten. Demelis erklärt: „Dieser niedrigschwellige Zugang bei uns ist vielen Müttern wichtig, da sie nicht den Eindruck erwecken wollen, Sozialhilfe zu beziehen.“

Zukunftsprojekt: Digitalisierung

Im Projekt „Zukunftsregion Grafschaft Bentheim/Emsland“ will das Bündnis das Thema digitale Arbeit stärker für Mütter aufgreifen, und zwar gemeinsam mit den Wirtschaftsverbänden der Grafschaft Bentheim und des Emslandes, den Koordinierungsstellen Frauen und Wirtschaft und den Gleichstellungsbeauftragten.

„Berufe in der Digitalbranche eignen sich besonders gut für den Wiedereinstieg von Müttern, da dort flexibles und mobiles Arbeiten meistens möglich ist. Wir werden den Frauen digitale Kompetenzen vermitteln und Tätigkeitsfelder der Digitalwirtschaft vorstellen, in denen Frauen bislang unterrepräsentiert sind“, sagt Demelis. Das gemeinsame Projekt mit den Nachbarlandkreisen Emsland und Ostfriesland bietet einerseits Frauen die Chance, sich in Basisqualifikationen des mobilen Arbeitens zu bilden und andererseits ganz gezielt Remote- Arbeit in der Digitalbranche zu nutzen, um mehr Arbeitsstunden mit den Anforderungen der Familie zu vereinbaren.

Überblick über die Angebote des Bündnisses

  • Gleichstellungswoche Zukunftsplaner:innen
  • Führungskräfteschulungen zum Thema „New Work“
  • Digitalisierungsangebote für Frauen

Kontaktdaten: Bündnis des Monats September 2023

Adresse: NINO-Allee 11
48529 Nordhorn

Telefon: 05921 96-2303

Ansprechperson: Frau Jaqueline Demelis

Abteilung: Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft/Wirtschaftsförderung Grafschaft Bentheim

Tätigkeit: Projektleiterin/Geschäftsführerin