Gemeinsam mit Prof. Jutta Allmendinger (WZB), Christina Ramb (BDA) und Tillmann Prüfer (Journalist und Autor) wurden Erkenntnisse des Berichts näher beleuchtet. Der Väterreport 2023 basiert auf offiziellen Statistiken, wissenschaftlichen Untersuchungen und repräsentativen Umfragen und bietet einen umfassenden Einblick in die Lebenssituationen, Werte und Ansichten von Vätern in Deutschland. Er analysiert erstmals verschiedene Vätertypen sowie deren Wünsche, Aufgabenverteilung und berufliche Situation. Die Veröffentlichung ist hier zu finden.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus wies darauf hin, dass sich das gesellschaftliche Bild von Vätern und deren individuelle Vorstellungen über ihre Rolle in den letzten Jahrzehnten hin zu mehr Partnerschaftlichkeit entwickelt haben. Dennoch zeigt der Väterreport, dass es nach wie vor eine Kluft zwischen diesem Wunsch und der Realität in Bezug auf Aufgabenteilung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf gibt. Sie betonte die Notwendigkeit von mutigen Vätern, die diesen Wunsch nach partnerschaftlicher Vereinbarkeit von Anfang an umsetzen, und plädierte für eine Politik und Wirtschaft, die die Vereinbarkeit auch für Väter in den Fokus rückt. Als Maßnahme zur Unterstützung dieser Entwicklung stellte sie die Familienstartzeit vor, bei der Väter sich künftig für die ersten zehn Arbeitstage nach der Geburt ihres Kindes bei vollem Lohnausgleich freistellen lassen können. Dies, so Paus, trage dazu bei, die Stabilität der gesamten Familie, insbesondere in Krisenzeiten, zu stärken.
Einige zentrale Ergebnisse des Väterreports sind:
- Das gesellschaftliche Vaterbild und die individuellen Vorstellungen von Vätern haben sich in den letzten Jahrzehnten hin zu mehr Partnerschaftlichkeit entwickelt. Dieser Trend setzt sich fort, und immer mehr Väter wünschen sich eine partnerschaftliche Aufgabenteilung.
- Väter möchten heute aktiver im Leben ihrer Kinder sein und verbringen mehr Zeit mit ihnen als früher. Dennoch wünschen sich viele Väter noch mehr Zeit für die Betreuung ihrer Kinder und streben eine partnerschaftliche Aufteilung an.
- Der Anteil der Väter, die Elternzeit nehmen und Elterngeld beziehen, steigt kontinuierlich an. Im Jahr 2020 bezogen fast 44 Prozent der Väter Elterngeld.
- Es gibt nach wie vor Diskrepanzen zwischen den Wünschen der Väter und der Realität, insbesondere bei der Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit. Viele Väter möchten gerne die Hälfte der Betreuung übernehmen, tun dies jedoch nur in 21 Prozent der Fälle.
- Eine ähnliche Diskrepanz zeigt sich beim Erwerbsverhalten, da viele Väter zwar gleiche berufliche Chancen und finanzielle Unabhängigkeit beider Elternteile befürworten, aber seltener berufliche Abstriche zugunsten der Familie machen oder in Teilzeit arbeiten.
- Elternzeit und Elterngeld spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung der partnerschaftlichen Aufgabenteilung, und längere Elternzeiten von Vätern haben positive Auswirkungen auf die partnerschaftliche Aufteilung.
- Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist vielen Vätern wichtig, und viele sind bereit, für bessere Vereinbarkeitsbedingungen den Arbeitsplatz zu wechseln. Eine familienfreundliche Unternehmenskultur, die die Vereinbarkeit für Väter unterstützt, wird zunehmend als Standortvorteil erkannt.
- Die Einführung der Partnermonate im Elterngeld hat zu einem Bewusstseinswandel in Unternehmen geführt, und immer mehr männliche Führungskräfte nehmen Elternzeit. Die Väterfreundlichkeit von Unternehmen hat sich erhöht.
- Der Väterreport identifizierte erstmals fünf verschiedene Vätertypen, die sich in ihren Einstellungen, Wünschen zur Aufgabenteilung, Nutzung des Elterngeldes, Alter der Kinder, Einkommen und Wohnort unterscheiden. Dennoch zeigt sich, dass das Modell des alleinigen Familienernährers für immer weniger Väter als Ideal gilt, und die Mehrheit strebt eine partnerschaftliche Aufgabenteilung an.
Insgesamt verdeutlicht der Väterreport, dass sich die Rolle und die Erwartungen an Väter in Deutschland in eine partnerschaftlichere Richtung entwickeln, unterstützt durch eine fortschrittliche Familienpolitik und zunehmend Väter-freundliche Unternehmen.